Erfolgreicher Abschluss des Modellprojekts BEA: Peer-Begleitung hilft sucht- und psychisch erkrankten Menschen
von Ralph Lauhoff-Baker
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Am 14. Februar 2025 fand in der Ravensberger Spinnerei die Abschlusstagung des Modellprojekts BEA statt. Rund 170 Teilnehmer*innen informierten sich über die Ergebnisse und Erfolgsfaktoren des innovativen Projekts. Verantwortliche, Wissenschaftler*innen und Peer-Begleiter*innen teilten ihre Erfahrungen aus fünf Jahren Projektarbeit.
Was ist das Modellprojekt BEA?
BEA steht für "Beraten, Ermutigen und Assistieren". Die Jobcenter Bielefeld, Herford, Höxter und Minden-Lübbecke haben es ins Leben gerufen, um Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchterfahrungen zu unterstützen. Dabei werden sie von der Hochschule Bielefeld (HSBI) wissenschaftlich begleitet. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms "Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro", das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert wird.
Ziel des Projekts ist es, die Lebensqualität der Teilnehmer*innen langfristig zu verbessern – in den Bereichen Gesundheit, Wohnen, Freizeit, soziale Beziehungen, Alltagsorganisation und Arbeit. Dabei spielen sogenannte Peer-Begleiter*innen eine zentrale Rolle. Diese haben selbst eine psychische Erkrankung oder Suchterfahrung überwunden und können den Teilnehmer*innen als Vorbilder und Unterstützer*innen dienen.
Besondere Merkmale des Projekts:
- Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit beendet werden.
- Die Teilnehmer*innen entscheiden selbst, welche Themen sie bearbeiten möchten.
- Die Beratung findet nicht im Jobcenter, sondern im gewohnten Umfeld der Teilnehmer*innen statt.
- Jede*r Teilnehmer*in erhält ein individuelles Budget zur Unterstützung.
Die Abschlusstagung: Erkenntnisse und Diskussionen
Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch zwischen Vertreter*innen aus Praxis, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Die Eröffnung übernahmen Ingo Nürnberger (Sozialdezernent Bielefeld), Marc-Sebastian Alex (Geschäftsführer des Jobcenters Arbeitplus Bielefeld) und Prof. Dr. Michael Stricker (Dekan des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule Bielefeld).
Barbara Meinert, langjährige Projektkoordinatorin, stellte gemeinsam mit Marc-Sebastian Alex das Konzept des Projekts vor. Dabei wurde insbesondere die Bedeutung der Beratung im Lebensumfeld der Teilnehmer*innen hervorgehoben. Prof. Dr. Frank Unger (Hochschule Fulda) betonte, dass Peer-Begleitung eine wertvolle Ergänzung sei, da sie unabhängig von formalen Vorgaben des Jobcenters unterstützen könne. Wie das konkret im Projekt umgesetzt wird, erläuterte Prof. Dr. Gudrun Dobslaw als wiss. Leitung der Evaluationsstudie.
Besonders anschaulich wurden die Erfolge durch die Erfahrungsberichte der Peer-Begleiter*innen, die im Gespräch mit Moderatorin Nikola Puls-Heckersdorf Einblicke in ihre Arbeit gaben. Klara Lammers (Hochschule Bielefeld) beleuchtete die wissenschaftliche Perspektive und zeigte, wie Peer-Begleitung zur Stärkung der Teilnehmenden beiträgt.
Prof. Dr. Michael Monzer ordnete die Herausforderungen der Peer-Begleitung in bestehende Strukturen des Jobcenters ein. Er machte deutlich, dass Peer-Begleitung gerade dort wirksam ist, wo das Jobcenter an Grenzen stößt. Johannes Wegner (wissenschaftlicher Mitarbeiter) ergänzte, dass Peer-Begleitung neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Klient*innen schafft.
Dr. Peter Bartelheimer und Jutta Henke überprüften anhand ihres Befähigungsansatzes, ob das Projekt die gesellschaftliche Teilhabe der Teilnehmer*innen verbessern konnte. Ihr Fazit: BEA ermöglichte mehr Selbstbestimmung als klassische Jobcenter-Beratungen. Nadejda Burow (Hochschule Bielefeld) zeigte durch Gesprächsauswertungen, dass die Kommunikation im Projekt auf echter Zusammenarbeit und Teilhabe basierte.
Wie geht es weiter?
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die regulären Beratungsstrukturen der beteiligten Jobcenter einfließen. Zudem gibt es Pläne für eine Verstetigung des Peer-Ansatzes in Bielefeld. Das Folgeprojekt "PeerConnect" ist eine Kooperation zwischen der Stadt Bielefeld, dem Jobcenter Arbeitplus Bielefeld und der Hochschule Bielefeld.
Weitere Informationen gibt es unter: www.jobcenter-arbeitplus-bielefeld.de/arbeit-und-teilhabe.html und www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/jobcenter-und-fh-bielefeld-bieten-innovative-unterstuetzung-fuer-menschen-mit-sucht-und-psychischen-erkrankungen