„BEA“ trotzt der Pandemie.
Jobcenter-Projekt für psychisch und/oder Suchterkrankte in schwierigen Zeiten erfolgreich.
Sie sind Teil des BEA-Teams: Bettina Streibel (Prozessmanagerin), Neil Gunkel (BEA-Begleitung) und Barbara Meinert (Projektleitung) (vlnr.).
„BEA“ steht für „beraten, ermutigen, assistieren“ - genau hat das Projekt des Jobcenters in den letzten 2 Jahren getan und so vielen Menschen, die an einer psychischen und/oder Suchterkrankung leiden und Arbeitslosengeld II beziehen, eine neue Perspektive ermöglicht.
Das Modellprojektes wird im Rahmen des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ umgesetzt, Ziel ist es, die Lebenssituation der Teilnehmenden nachhaltig zu verbessern und zu stabilisieren. Die Teilnehmer*innen – oft in schwierigen Lebenssituationen – werden dafür bei BEA durch eine externe Person, die selbst eine Sucht oder psychische Erkrankung überwunden haben, und einer*m Prozessmanager*in des Jobcenters im Alltag begleitet und unterstützt.
Die Pandemie als ständige Begleiterin
Das Projekt wurde kurze Zeit nach seinem Start Anfang 2020 durch die beginnende Corona-Pandemie vor große Herausforderungen gestellt: Für die Grundidee einer engen Zusammenarbeit zu dritt mussten schnell coronakonforme und damit kreative Lösungen gefunden werden. Auch war die Anzahl der Teilnehmer*innen aufgrund der Pandemie geringer als geplant. Dennoch konnten neue, modellhafte Ansätze für Beratungen und Gespräche entwickelt werden, wie beispielsweise Beratungsspaziergänge in der Natur oder die Beratung über digitale Medien.
Von den Teilnehmenden gibt es durchweg positive Rückmeldungen: „Als ich im Projekt angefangen habe, ging es bei mir nicht mehr voran. Ich hatte ein Ziel, bin aber alleine nicht mehr weitergekommen. Inzwischen kann ich sagen, dass ich meinem Ziel immer näherkomme, was mir sehr viel bedeutet. Außerdem habe ich ein Stück weit Vertrauen gefasst, dass es Unterstützung dort draußen in der Welt‘ gibt“, erklärt eine teilnehmende Person. Andere Teilnehmende betonen besonders die hilfreiche Rolle der BEA-Begleitungen, in der sie oft eine Vertrauensperson gefunden haben.
Auch die Projektleiterin, Barbara Meinert, zieht eine positive Bilanz: „Das Projekt zeigt trotz der widrigen Umstände viele kleine und große persönliche Erfolge, über die wir uns mit den Teilnehmenden und den BEA-Begleitungen täglich freuen. Jetzt ist es an der Zeit, intensiv in Präsenz durchzustarten: mit Gruppenveranstaltungen und einem Tag der offenen Tür.“. So hoffen alle Beteiligten, in diesem Jahr möglichst alle verfügbaren Plätze dieses Erfolgsprojekts zu besetzen.
Modellprojekt mit größerem Handlungsspielraum
Eine der Besonderheiten des Projekts sind die BEA-Begleitungen, die selbst eine Sucht oder psychische Erkrankung überwunden haben und den Teilnehmenden im Projekt mit Rat und Erfahrung bei der Bewältigung von alltäglichen Aufgaben zur Seite stehen. Hier entsteht oft eine besondere Beziehung auf Augenhöhe, weil sich die BEA-Begleitungen aufgrund der eigenen Erlebnisse besonders gut auf die zu Begleitenden einlassen und Erfahrungen teilen können.
Dass BEA außerhalb der üblichen Jobcenterabläufe angesiedelt ist, zeigt sich auch in der Wahl der Beratungsbüros. Diese befinden sich nicht im Jobcenter sondern in der Friedenstraße 5-7, was für einige Teilnehmende den Weg zur Beratung einfacher macht. In dem Modellprojekt können die Projektmanager*innen zudem flexibler und individueller auf die Bedürfnisse der Kund*innen eingehen, als das beispielsweise im normalen Jobcenter-Setting möglich ist, erklärt die Projektleitung Barbara Meinert: „Wir können Kund*innen hier die so wichtigen ‚ersten Schritte‘ ermöglichen, die dann der Anstoß für weitere Veränderungen im Alltag und im Leben sein können. Oft sind Personen mit psychischen und/oder Suchterkrankungen nach vielen Jahren in der Grundsicherung in ihrem Alltag festgefahren und erstarrt, so dass es für die Betroffenen unmöglich scheint, dort herauszukommen. Zum Beispiel kann ein mit Hilfe des individuellen Budgets angeschafftes Fahrradergometer nicht nur einen positiven Effekt auf die Fitness und Gewichtsabnahme haben. Der Tag erhält durch das tägliche Training Struktur. All das motiviert, weitere Schritte zu gehen.“ Wichtig sei, dass durch kleine Erfolge neues Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl entstehen, die für neue Dynamiken und Motivation im Weiterkommen sorgen.
Weitere Informationen zum Projekt und den Möglichkeiten für potenziell Teilnehmende oder BEA-Begleitungen gibt es auf der Homepage des Jobcenters unter www.jobcenter-arbeitplus-bielefeld.de/arbeit-und-teilhabe.html