Wiedereinstieg nach 20 Jahren Arbeitslosigkeit

Rainer Kley ist Hausmeister beim Bildungsträger Haus Neuland.
Rainer Kley ist Hausmeister beim Bildungsträger Haus Neuland

Für Rainer Kley kam das ESF-Bundesprogramm wie gerufen. Nach 20 Jahren Arbeitslosigkeit und 15 Jahren ohne Wohnung hat es bei ihm „Klick gemacht“. Es sei „Zeit, noch etwas in die Rente einzuzahlen“. Unterbrochen wurde die lange Zeit der Erwerbslosigkeit bislang nur durch kurze Beschäftigungen in Zeitarbeitsunternehmen. Die dortigen Montage- und Hausmeistertätigkeiten kommen Herrn Kley nun genauso zu Gute wie seine begonnene Tischlerlehre.

Das ESF-Bundesprogramm zielt nun auf eine nachhaltige und auskömmliche Integration in den Arbeitsmarkt. Es bietet die Akquise geeigneter Arbeitsplätze und eine Unterstützung über die Arbeitsaufnahme hinaus.

„Es war schwierig, wieder reinzukommen.“

Bei seinem neuen Arbeitgeber, dem Seminar- und Tagungszentrum Haus Neuland im Bielefelder Süden, arbeitete Herr Kley zunächst einige Tage zur Probe. Es war schnell klar, dass der Bewerber und die Stelle zueinander passten. Nach der Übernahme in ein Teilzeitarbeitsverhältnis konnte Herr Kley seine Arbeitszeit im März 2016 auf eine Vollzeitbeschäftigung aufstocken. Heute steht er jeden Morgen um halb drei auf, versorgt seine Haustiere und fährt mit dem eBike zur neuen Arbeit.

Der Leiter der Haustechnick, Sven Rothenburg, ist sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter, der seine vielfältigen Aufgaben zuverlässig und eigenständig erledigt. Zwar ist Haus Neuland ein sozial eingestellter Arbeitgeber, der bereit ist, auch Menschen mit einer unterbrochenen Erwerbsbiographie eine Chance zu geben, doch auch hier müssen die umfangreichen anfallenden Arbeiten im vorgegebenen Zeitrahmen geschafft werden.

Einmal pro Woche bespricht Herr Kley die Herausforderungen des beruflichen Neueinstiegs mit der Mitarbeiterin des Jobcenters Arbeitplus Bielefeld, Rieke Kreye. Im Jobcoaching werden Anliegen und Probleme aller Art besprochen: Behördenfragen bis hin zu privaten Belangen.

Das Jobcenter Arbeitplus Bielefeld setzt das Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose seit Mai 2015 um. Bis Oktober 2016 wurden 120 Personen über das Projekt in Arbeit vermittelt. Zu den Besonderheiten des Programms gehört die intensive Begleitung durch die Jobcoaches der Arbeitplus auch über die Arbeitsaufnahme hinaus. In Bielefeld gab es aufgrund dieser intensiven Betreuung kaum Abbrüche bei den geschlossenen Beschäftigungsverhältnissen.

Für Erwerbslose über 35 Jahren, die seit mindestens 2 Jahren ohne Arbeit sind, wurden insgesamt 250 Plätze im Projekt eingerichtet. Mit dieser Teilnehmerzahl und einer Fördersumme von 9 Mio € ist das Bielefelder Jobcenter größter Antragsteller in Ostwestfalen-Lippe und viertgrößter in Nordrhein-Westfalen.

Die Plätze am ersten Arbeitsmarkt werden von fünf Mitarbeitern des Jobcenters akquiriert. Sie beraten Arbeitgeber gezielt zur Einstellung Langzeitarbeitsloser und bereiten die Projektteilnehmer auf die Arbeitsaufnahme vor. Bei Arbeitsaufnahme können die Arbeitsplätze durch das Jobcenter in der Regel über 2 Jahre mit einem hohen Lohnkostenzuschuss gefördert werden. Für besonders benachteiligte Personen, die bereits mehr als 5 Jahre ohne Arbeit sind, ist eine höhere Förderung möglich. Hinzu kommt das Angebot arbeitsplatzbegleitender Qualifizierungen, wie der Erwerb von Grundkompetenzen oder auch Sprachförderung.

Arbeitgeber erhalten weitere Informationen beim Jobcenter Arbeitplus Bielefeld unter 0521 55617 690. Eine Förderung ist nur möglich, wenn sie vor Abschluss eines Arbeitsvertrages beantragt wurde.

Als langzeitarbeitslos und damit förderfähig im Sinne der Bundesvorgaben gelten Arbeitslosengeld II-Bezieher nach 2 Jahren Erwerbslosigkeit. Sie erhalten im Projekt des Jobcenters ein sehr engmaschiges Coaching und eine intensive Begleitung durch einen Jobcoach über die Arbeitsaufnahme hinaus. Abbrüche der neuen Beschäftigungsverhältnisse sollen so weitestgehend vermieden werden.

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